Die GRÜNEN: Trinkwasser sparen muss sich lohnen

Vorstellung der Trinkwassersituation durch den „Wassermeister“ Josef Welling im Betriebsausschuss vom 07.12.2022:

Im Betriebsausschuss des Stadtrates stellte der Wassermeister der Stadt, Josef Welling, die aktuelle Situation der Trinkwasserbrunnen in der Stadt Marienmünster dar. Aus aktuellem Anlass, denn die Pumpen in den Brunnen Altenbergen und Kollerbeck hatten sich kürzlich aufgrund des zu niedrigen Trinkwasserpegels automatisch abgestellt.

Grund: Jeder weiß es – es hat einfach zu wenig geregnet, und das seit Jahren. Die Niederschläge im Winter und Herbst haben die Wasserverluste nicht ausgleichen können. Auch die Wasserstände in den größeren Brunnen in Bredenborn und Vörden gehen zurück. Zudem kommt es im Vördener Brunnen seit Jahrzehnten zu erhöhten Nitratrückständen, sodass das Wasser dort mit dem Bredenborner Wasser vermischt werden muss, um die gesetzlich festgelegten Grenzwerte einzuhalten.

Als Antwort darauf, schlägt die Verwaltung vor, zwei Brunnen in Löwendorf und Bremerberg wieder zu eröffnen – ob diese überhaupt noch Wasser führen, ist allerdings fraglich. Als Kostenschätzung wurden 60.000 EUR angegeben.

Gleichzeitig steigt der Wasserverbrauch seit 2017 in Marienmünster leicht, bei abnehmender Bevölkerungszahl. (Zahlen aus der Kämmerei der Stadt).

Antrag der CDU

Offenbar sieht auch die CDU die Situation der Wasserversorgung in der Stadt Marienmünster als problematisch an und stellte vor Wochen einen Antrag zu einem „nachhaltigen Wasserkonzept und Wassermanagement“, das die Stadt ausarbeiten soll. Obwohl unklar ist, was das im Detail bedeuten soll, keimte dennoch Hoffnung bei uns auf: Hatte nun auch die CDU verstanden – so geht es nicht weiter? Wer jetzt aber glaubte ein Umdenken habe eingesetzt, der sah sich schon wenig später getäuscht.

Erhöhung der Trinkwassergebühren

Denn nur 5 Minuten später, nachdem der Wassermeister Josef Welling die bedrohliche Trinkwasserknappheit erläutert hatte, wurde von allen Ratsparteien, mit Ausnahme der GRÜNEN, eine Gebührenerhöhung in der Form, dass die Grundgebühr bleibt und die Kosten für den Wasserverbrauch steigen verabschiedet, die einen höheren Trinkwasserverbrauch sogar noch belohnt. Definitiv also kein „nachhaltiges Wasserkonzept und Wassermanagement!“.

Die Verwaltung und die GRÜNEN haben für ein Konzept gestimmt, bei dem jeder Bürger selbst entscheiden kann, ob seine Kosten steigen werden oder nicht: die Grundgebühr soll stark gesenkt werden und der Wasserverbrauch wird teurer; das heißt wer weniger verbraucht, der spart erheblich.

Hierzu eine kurze Erläuterung:

Auf Nachfrage bei der örtlichen Wasserversorgung gehen wir hier von einem Wasserverbrauch pro Kopf und Jahr von 35 m3 aus (siehe gelb markiertes Feld in der Abbildung), wobei z.B. Kinder oder ältere Menschen sicherlich weniger als 35 m3 benötigen.

ohne Gewähr

Um einen Anreiz zum Wassersparen zu setzen, plädierten die Verwaltung und auch wir GRÜNEN daher für eine Absenkung der Grundgebühr und eine Erhöhung des m3-Preises pro Person.
(siehe Variante 2 in der Abbildung).

Dagegen wählten die anderen Parteien die Variante 1: Die Grundgebühr bleibt gleich, erhöht wird der m3 Preis. Heißt: Je mehr Wasser verbraucht wird, desto günstiger wird es pro m3, da die Grundgebühr gleichbleibt.

Wir sehen an der Kalkulation oben, dass bei der Variante 2 die Bürgerinnen und Bürger bis zu einem 3 Personenhaushalt sogar sparen. In einem 4 Personenhaushalt würde man 4 EUR mehr im Jahr zahlen, bei einem 5 Personenhaushalt nur ca. 11 EUR mehr bei einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 35 m3.

Dass man über Abgaben und Gebühren eine mangelnde Sozialpolitik nicht ersetzen kann, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben – leider ist das bei etlichen Ratsfrauen und -herren in Marienmünster wohl noch nicht angekommen. Die Kosten für die anzupassende Infrastruktur (z.B. die Brunnen für 60.000 EUR), werden zukünftige Haushalte und Generationen belasten. Weitere, umfangreichere Anpassungen der Wasserversorgungs-Infrastruktur sind sogar wahrscheinlich.

So werden mit der Entscheidung der Ratsmehrheit aus CDU/UWG/SPD/WGB die anfallenden Kosten auf die Allgemeinheit umgelegt – alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler werden belastet, unabhängig davon, ob sie sorgfältig mit Trinkwasser umgehen oder nicht. Dabei argumentieren Vertreter dieser Parteien bei vielen anderen Entscheidungen doch so gern mit marktwirtschaftlichen und kaufmännischen Grundsätzen. Bei der eigenen „Freiheit“ (hier ist mit mal wieder die Freiheit zur Verschwendung gemeint), hört das marktwirtschaftliche Gewissen aber offenbar auf.

Swimming-Poolfüllungen bleiben also günstig und werden indirekt von Allen getragen bei gleichzeitiger Zunahme der Trinkwasserknappheit.

Gerne schicken wir Euch die Excel-Berechnungsvorlage zu. Schreibt einen Kommentar zu diesem Artikel mit der Angabe Eurer E-Mail Adresse.

Die Antwort der anderen Parteien zum Thema Trinkwasser lautet – Weiter so!

Die nun beschlossenen erhöhten Wassergebühren belohnen also Vielverbraucher – das Einsparen von wertvollem, immer weniger vorhandenem Trinkwasser wird bestraft. Konfrontiert man die anderen Parteien mit diesen Tatsachen, erhält man immer wieder die gleichen, mittlerweile langweiligen, Antworten:
– Die Folgen des Klimawandels erklärt man als „Panikmache“ und „Hysterie“
– Das Thema Bodenverdichtung und Nitratbelastung wird einfach ignoriert
– Die zum Teil monotonen Forstbestände der Stadt werden vornehmlich als „Wirtschaftsbetrieb“ verstanden und nicht als naturnah zu entwickelnder Wald mit immer wichtiger werdenden Schutz- und Erholungsfunktionen (Grundwasser-, Boden-, Artenschutz); zudem würde ein solcher Wald mittel- bis langfristig sehr viel wertvolleres Laubstarkholz für die Holzwirtschaft abwerfen.

Lösungsansätze

Will man das Thema Trinkwasserversorgung wirklich ernsthaft angehen, helfen keine „Scheinlösungen“, die die Stadtverwaltung erstellen soll. Hintergrund des CDU-Antrags ist offenbar, dass Vorschläge von anderer Seite gemacht werden sollen, damit man bei den Wählerinnen und Wählern gut dastehen und mit dem Finger auf andere zeigen kann. Hier muss es jetzt heißen: Verantwortung übernehmen!

Die notwendigen Antworten liegen alle längst auf dem Tisch. Konkrete Vorschläge sind dazu, auch auf unsere Nachfrage hin, von der Ratsmehrheit bisher nicht zu vernehmen. Man müsste nur den Mut haben mögliche Lösungen offen anzusprechen und den Wählerinnen und Wählern die Wahrheit sagen.

Dabei sind die Ursachen für das Trinkwasserproblem weithin bekannt:

  • Klimawandel
  • Flächenversiegelung
  • Bodenverdichtung
  • mangelnder Artenschutz
  • keine Initiativen zur Erhaltung von natürlichen Wäldern und Biotopen
  • Geringere Wasserqualität durch immer mehr gesundheitsgefährdendes Nitrat im Grundwasser

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